Sicherheit der Trinkwasserversorgung in Osnabrück

12.11.13 –

Der Neuen Osnabrücker Zeitung konnte man entnehmen: „Wasserversorgung Wallenhorst kämpft mit Nitratwert" (12.10.2013) Demnach kann ein Trinkwasserbrunnen in Rulle nur noch als Notreserve genutzt werden, und auch die Nitratwerte an einigen Brunnen in Lechtingen schwanken saisonal in kritische Bereiche. Die Wasserversorgung Wallenhorst habe daher in eine Verbindungsleitung zum Piesberg-Hochbehälter der Stadtwerke Osnabrück investiert und bezieht nun Wasser von den Stadtwerken. Als Ursache für die hohen Nitratwerte werden zu hohe Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft gesehen.

Die Stadt Osnabrück bezieht ihr Trinkwasser ebenso wie Wallenhorst aus der Region Osnabrück, und zwar aus den Wasserwerken Düstrup, Thiene und Wittefeld. Die Region Osnabrück ist im ländlichen Bereich maßgeblich geprägt von einer außerordentlich intensiv betriebenen Landwirtschaft, bei der erhebliche Mengen an Gülle, Mist und Substrat aus Biogasanlagen anfallen.

Nach Angaben der Landwirtschaftskammer - in ihrem Ende Oktober veröffentlichten Nährstoffbericht – fehlen im Landkreis Osnabrück 36.000 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche, um den anfallenden Wirtschaftsdünger ordnungsgemäß im Sinne der Düngeverordnung einzusetzen.

Vor diesem Hintergrund fragen wir die Verwaltung:

  1. Wie hat sich die Belastungssituation des Osnabrücker Trinkwassers mit Nitrat in den letzten 10 Jahren in den einzelnen Gewinnungsgebieten entwickelt?
  2. Ist die Versorgung Osnabrücks mit Trinkwasser vor dem Hintergrund des Wirtschaftsdüngerüberschusses in der Region zukünftig gefährdet?
  3. Welche Maßnahmen auf technischer (z.B. mischen, filtrieren, überwachen), auf vorsorgender (z.B. Ausgleichszahlungen an Landwirte für Extensivierung) und auf politischer Ebene (z.B. Informationsarbeit, Verbandsarbeit) ergreifen die Stadtwerke, um eine sichere Trinkwasserversorgung auch zukünftig zu gewährleisten und welche Kosten entstehen dadurch?

Sachverhalt:


Die Beantwortung der von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen gestellten Fragen zur Trinkwasserversorgung in Osnabrück wurden von den Stadtwerken Osnabrück in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsdienst vorgenommen.

1: Wie hat sich die Belastungssituation des Osnabrücker Trinkwassers mit Nitrat inden letzten 10 Jahren in den einzelnen Gewinnungsgebieten entwickelt?

Bei der Betrachtung dieser Belastungssituation gilt es zwischen den Nitratgehalten im Trinkwasser und im Grundwasser zu unterscheiden. In den oberflächennahen Grundwassergütemessstellen in Düstrup, Thiene und Wittefeld, also im jüngst gebildeten Grundwasser, sind teilweise bereits ansteigende bzw. erhöhte Nitratkonzentrationen festzustellen. Diese liegen je nach Lage und Ausbau der Messstellen zwischen 50 und 100 mg/l, vereinzelt auch höher.

In den rund 60 Brunnen der Stadtwerke Osnabrück, die das Grundwasser aus tieferen Schichten (bis zu 80 m) fördern, sind die Nitratwerte in der Regel niedriger, dieses gilt insbesondere für die 9 Tiefbrunnen des Wasserwerkes Wittefeld, in denen derzeit kaum Nitrat nachzuweisen ist. Ausschlaggebend dafür ist das sogenannte Denitrifikationspotential im dortigen Grundwasserleiter, das für einen natürlichen Nitratabbau sorgt, sich allerdings bei kontinuierlichen Einträgen mit der Zeit erschöpfen wird. Derzeit zeichnet sich das
Trinkwasser aus Wittefeld noch mit einem sehr niedrigen Nitratgehalt von nur etwa 4 mg/l aus.

Von den 20 Brunnen des Wasserwerkes Thiene sind gut ein Drittel noch weitgehend nitratfrei, während bei den übrigen Brunnen schon erhöhte Werte zwischen 10 und 50 mg/l zu verzeichnen sind. Aufgrund der Mischung mit den nitratarmen Brunnen liegt der Wert im Thiener Trinkwasser mit durchschnittlich 7 mg/l allerdings noch erfreulich niedrig.


Im Wasserwerk Düstrup weisen die Wasserfassungen aufgrund des klüftigen Untergrundes und der oberflächennah gefassten Förderanlagen am Gut Sandfort deutlich höhere Nitratwerte auf. Lange Zeit lag folglich auch der Nitratgehalt des Düstruper Trinkwassers mit rund 40 mg/l vergleichsweise hoch (der Grenzwert nach der Trinkwasserverordnung liegt bei 50 mg/l). Die Stadtwerke Osnabrück haben sich daher schon vor gut 10 Jahren entschieden, das Wasserwerk um eine hochmoderne Aufbereitungstechnik zu erweitern. Seit April 2005 ist in Düstrup eine sogenannte Membranfiltration in Betrieb, mit der sich der Nitratgehalt im vom Wasserwerk abgegebenen Trinkwasser nunmehr auf unter 20 mg/l reduzieren lässt.

2. Ist die Versorgung Osnabrücks mit Trinkwasser vor dem Hintergrund des Wirtschaftsdüngerüberschusses in der Region zukünftig gefährdet?
3. Welche Maßnahmen auf technischer (z.B. mischen, filtrieren, überwachen), auf vorsorgender (z.B. Ausgleichszahlungen an Landwirte für Extensivierung) und aufpolitischer Ebene (z.B. Informationsarbeit, Verbandsarbeit) ergreifen die Stadtwerke, um eine sichere Trinkwasserversorgung auch zukünftig zu gewährleisten und welche Kosten entstehen dadurch?

Die beiden Fragen können zusammenhängend beantwortet werden.

Die Trinkwasserversorgung in Osnabrück ist derzeit und auch in naher Zukunft nicht gefährdet. Dies gilt sowohl für das Wasserdargebot als auch für die Qualität des Trinkwassers. In allen Versorgungsgebieten liegt derzeit der Nitratgehalt des an die Kunden abgegebenen Trinkwassers weit unter dem Grenzwert der Trinkwasserverordnung.


Während der Wasserbedarf tendenziell sinkt, nehmen die Qualitätsbeeinträchtigungen des Grundwassers durch diffuse Stoffeinträge allerdings zu. Industrielle, gewerbliche und militärische Altlasten, Verkehr und Bebauung sowie die zunehmende Intensität in der Landbewirtschaftung mit dem verstärkten Anbau von Energiepflanzen stellen ein ernst zu nehmendes Gefährdungspotential für das Grundwasser dar, auch in und um Osnabrück. Die Folgen sind längst spürbar, so mussten einige städtische Einzelbrunnen in den vergangenen Jahren aufgrund von Schadensfällen stillgelegt werden.

In den großen, vorwiegend ländlich strukturierten Wassergewinnungsgebieten Düstrup, Thiene und Wittefeld sind es aber vornehmlich Nitrateinträge, die die Grundwasserqualität beeinträchtigen. Angesichts der fortschreitenden Intensivierung, der zugleich konkurrierenden Nutzungen (Anbau von Biomasse zur regenerativen Energieerzeugung, etc.) und der einhergehenden Preissteigerungen (z.B. Anstieg der Pachtpreise um bis zu dem 3-fachen in den letzten Jahren) sind vorsorgende Schutzmaßnahmen in der Fläche kaum noch zu realisieren, da nicht mehr zu finanzieren. Die Stadtwerke Osnabrück versuchen zwar schon seit über 20 Jahren über beratende und finanzielle Zuwendungen auf die Landwirte einzuwirken, leider nur mit mäßigem Erfolg, denn die aus dem Aufkommen der Wasserentnahmegebühr bereitgestellten Finanzmittel reichen längst nicht mehr, um den Nitrateinträgen präventiv begegnen zu können.

Ein nachhaltiger Schutz scheint nur dort möglich, wo schutzwürdige Ackerflächen einer wasserverträglichen Nutzung zugeführt wurden. Dazu haben die Stadtwerke Osnabrück schon frühzeitig weit über 300 ha in Düstrup, Thiene und Wittefeld gepachtet bzw. gekauft, um sie zur extensiven oder ökologischen Landnutzung an ortsansässige Landwirte zu verpachten, dies mit spürbarem Erfolg. Deutlich niedrigere Stickstoffgehalte im Boden und in den benachbarten Messbrunnen sind ein eindrucksvoller Beleg dafür. Allerdings ist dies auch eine teure Lösung, die ihre Grenzen hat.

Alternativ bleiben technische Lösungen wie seit 2005 im Wasserwerk Düstrup praktiziert. Dank der Membranfiltration wird die Wasserqualität hier spürbar verbessert. Aber auch diese Lösung hat ihren Preis.

Der Schutz des Grund- und Trinkwassers vor diffusen Stoffeinträgen, besonders aber vor den flächig zunehmenden Nitrateinträgen, wird eine der besonderen Herausforderungen der Wasserversorgungswirtschaft bleiben, ungeachtet dessen, ob man ihr präventiv oder technisch begegnen will. Politik und Bürger sind gleichermaßen gefordert, diese Aufgabe durch finanzielle Zuwendungen und ein nachhaltigeres Verbrauchsverhalten zu unterstützen.

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