Zahnmedizinische Versorgung von Menschen in Pflege- und Seniorenheimen

Anfrage Fraktion Bündnis 90/Die Grünen (TOP 19.2)

08.05.18 –

Pflegende Personen in stationären Pflegeeinrichtungen sowie Zahnmediziner*innen stehen vor besonderen Herausforderungen bei der zahnmedizinischen Betreuung und Versorgung. Pflegende müssen wissen, wie die Vielfalt an Prothesen, Brücken, Implantaten und Kronen zu handhaben und zu reinigen ist. Besondere Kenntnisse im Hinblick auf Zahnpflege erfordert auch der Umgang mit bettlägerigen und dementen Patienten. Dabei stehen lt. Pflegekatalog pro Tag und Bewohner*in nur etwa drei Minuten für Zahnpflege zur Verfügung.

Folgen mangelnder Zahnhygiene sind massive bakterielle Beläge auf Zähnen und Zahnersatz, Entzündungen an Zahnfleisch und Mundschleimhäuten, fortgeschrittene Karies sowie Druckgeschwüre durch unsaubere und schlechtsitzende Prothesen.

Die Einnahme von Medikamenten bei pflegebedürftigen Menschen dämpft häufig das Schmerzempfinden, so dass sich in der Folge unbemerkt Gebissschäden entwickeln können. Durch mangelnde Mundhygiene können das Immunsystem, Herz, Lunge und Kreislauf lebensgefährdend geschwächt werden. Viele Personen in Pflegeheimen sind aus verschiedenen Gründen nicht mobil oder benötigen zumindest die Begleitung einer Pflegekraft für den Zahnarztbesuch.

Ob Heime mit niedergelassenen Zahnärzt*innen kooperieren, bei der Organisation von Räumen und Terminen für die regelmäßige Prophylaxe und Behandlung helfen oder sich nur in Notfall melden, hängt von der jeweiligen Leitung ab.

Von den 1.800 niedersächsischen Pflegeheimen verfügen derzeit nur rund 180 über Kooperationsverträge mit Zahnmediziner*innen. Durch derartige Kooperationen können die Zahnarztbesuche besser geplant und koordiniert werden, es kann Prophylaxe angeboten werden und es gibt die Möglichkeit, die Pflegekräfte in Zahnpflege und Mundhygiene zu schulen und anzuleiten. Denn dieses ist nach Ansicht von Experten in der Ausbildung zur Altenpflegerin/zum Altenpfleger nicht ausreichend berücksichtigt bzw. bedeutet bei einigen (z.B. dementen) Patient*innen eine besondere Herausforderung.

Günstig ist es, wenn ein Zahnarztstuhl und das notwendige technische Equipment für die Zahnbehandlung in der Einrichtung zur Verfügung stehen. Das bedeutet vor allem für Bewohner*innen, die im Rollstuhl sitzen oder bettlägerig sind, eine große Erleichterung. Es spart außerdem wertvolle Arbeitszeit der Pflegenden, die sich dann nicht mit den Bewohner*innen auf den Weg in eine Zahnarztpraxis machen müssen.

(Quellen: http://www.dents.de/newsartikel/notstand-bei-der-mundhygiene-von-pflegebeduerftigen/ und https://www.dzw.de/seniorenzahnmedizin-interview-mit-dr-dirk-bleiel-das-elend-liegt-direkt-vor-der-haustuer)

Wir fragen die Verwaltung:

1. In welchen der Osnabrücker Alten- und Pflegeheimen besteht eine Kooperation mit Paten-Zahnärzt*innen, d.h. niedergelassenen Zahnmediziner*innen, die die Bewohner*innen der Einrichtungen behandeln?

2. Welche Einrichtungen verfügen über einen eigenen Raum und/oder Zahnarztstuhl und Instrumente, die eine zahnärztliche Behandlung in der Einrichtung ermöglichen?

3. Gibt es Alten- und Pflegeheime, in denen die Pflegekräfte vor Ort auf dem Gebiet der Zahnpflege und Mundhygiene extra geschult werden?

Antwort der Verwaltung:

Zu 1.: Bis auf zwei Einrichtungen (Haus Dorette und Residenz Ambiente ) besteht in sämtlichen Osnabrücker Pflegeheimen eine Kooperation mit Zahnärzten, die regelmäßig oder nach Bedarf in die Heime kommen.  

Zu 2.: Im Paulusheim war bis 2015 ein eigener Zahnarztstuhl mit kompletter Einrichtung vorhanden, wurde aber wegen der geringen Nutzung abgebaut. Aktuell verfügt keine der Einrichtungen über einen separaten Behandlungsraum bzw. Zahnarztstuhl. Kleinere Behandlungen werden - wenn möglich - im Bewohnerzimmer vorgenommen, ansonsten wird die Behandlung in der Zahnarztpraxis durchgeführt bzw. eine Aufnahme im Klinikum / Kieferchirurgie organisiert.

Zu 3.: Grundsätzlich gehört zu einer qualifizierten Grundpflege auch eine gute Zahnpflege. Diesbezüglich sind die Mitarbeiter im Rahmen ihrer Ausbildung geschult. In 2 Pflegeeinrichtungen (Heywinkel-Haus und Küpper-Menke-Stift) werden die Mitarbeiter durch den kooperierenden Zahnarzt vor Ort geschult.

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