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16.11.10 –
Anfang Oktober 2010 hat die Bertelsmann-Stiftung eine Studie „Jugendliche ohne Hauptschulabschluss“ vorgestellt. Für die Stadt Osnabrück wurde für das Untersuchungsjahr 2008 insgesamt eine Anteil von 10,5 Prozent junger Menschen ohne Hauptschulabschluss ermittelt. Die Autoren kommen zu der Feststellung: „Es ist eine Katastrophe, dass so viele junge Menschen ohne Schulabschluss dastehen – wir brauchen mehr individuelle Förderung in den Schulen und mehr Chancen auf eine anschließende Berufsausbildung.“ Insbesondere die Situation von Förderschülern sei alarmierend.
Wir fragen die Verwaltung:
Die Antwort der Verwaltung geht die folgt zu Protokoll:
Zu 1:
Für den Aufbau einer konsistenten, mit den Ergebnissen der Studie von Klaus Klemm in Beziehung zu setzenden Zeitreihe, werden zur Beantwortung der Frage ebenfalls die Daten der Regionalstatistik herangezogen. Da die Datenbank die Schulabschlüsse für die Jahre 2009 und 2010 noch nicht vorhält, bezieht sich die folgende Darstellung auf die Jahre 2004 bis 2008.
|
| Hochschul- | Fachhoch- | Realschul- | Hauptschul- | ohne Hauptschul- | Summe |
2004 | absolut | 736 | 102 | 1537 | 395 | 142 | 2912 |
Prozent | 25,3 | 3,5 | 52,8 | 13,6 | 4,9 | 100 | |
2005 | absolut | 759 | 119 | 821 | 321 | 112 | 2132 |
Prozent | 35,6 | 5,6 | 38,5 | 15,1 | 5,3 | 100 | |
2006 | absolut | 817 | 91 | 888 | 294 | 157 | 2247 |
Prozent | 36,4 | 4 | 39,5 | 13,1 | 7 | 100 | |
2007 | absolut | 815 | 74 | 837 | 262 | 139 | 2127 |
Prozent | 38,3 | 3,5 | 39,4 | 12,3 | 6,5 | 100 | |
2008 | absolut | 760 | 70 | 919 | 287 | 147 | 2183 |
Prozent | 34,8 | 3,2 | 42,1 | 13,1 | 6,7 | 100 |
Quelle: www.regionalstatistik.de, Recherche am 09.11.2010
Zu 2:
Für die Stadt Osnabrück wird ein Wert von 10,5% angegeben. Dabei handelt es sich um den Anteil der Schüler ohne Abschluss, in Bezug auf die in Osnabrück wohnhafte altersgleiche Bevölkerung.
Der Wert ergibt sich folgendermaßen:
(Mittelwert aus der Anzahl der 14 bis unter 15-jährigen und der Anzahl der 15 bis unter 16-jährigen)
Für den Landkreis Osnabrück wird ein Wert von 6,1% angegeben. Dabei handelt es sich um den Anteil der Schüler ohne Abschluss, in Bezug auf die im Landkreis Osnabrück wohnhafte altersgleiche Bevölkerung.
Der Wert ergibt sich folgendermaßen:
(Mittelwert aus der Anzahl der 14 bis unter 15-jährigen und der Anzahl der 15 bis unter 16-jährigen)
Die Gegenüberstellung verdeutlicht die Ursache für die niedrigere Quote im Landkreis: Im Jahr 2008 wohnten dort mehr als dreimal so viele (4469 zu 1402) 14- bis unter 16-jährige als in der Stadt. Bei einer absoluten Zahl von Schülern ohne Abschluss, die im Landkreis sogar fast doppelt so hoch ist wie in der Stadt (284 zu 147), führt dies insgesamt zu einer niedrigeren Quote.
In der Studie wird darüber hinaus als Gesamtergebnis festgestellt, dass die Gruppe der Schüler ohne Abschluss zu ca. 55% aus Förderschülern besteht. Die Förderschüler haben also den größten Einfluss auf die Höhe der Quote.
Für das Jahr 2008 weisen die Daten der Regionalstatistik für die Stadt Osnabrück 1199 Förderschüler in 8 Schulen aus.
Aus der Schulstatistik des Fachbereichs Schule/Sport wird die örtliche Herkunft der Förderschüler ersichtlich: Sie wohnen zu ca. zwei Dritteln in der Stadt und zu ca. einem Drittel außerhalb (überwiegend im Landkreis Osnabrück).
Da die Klemm-Studie aber nicht zwischen den Schülern unterscheidet, die am Schulort wohnen, und denen, die morgens einpendeln, kommt es im Fall von Osnabrück zu einem Verzerrungseffekt, der die Quote entsprechend erhöht.
Die seitens der Verwaltung genannte Quote von 6,73% ist ebenso korrekt, wie die 10,5% aus der Klemm-Studie. Sie ist allerdings auf der Grundlage aller abgehenden Schüler in 2008 berechnet und insofern eine andere Kennzahl.
Zu 3:
Aus der Bildungsforschung der letzten Jahre (siehe PISA-Studien) kann die Erkenntnis abgeleitet werden, dass im deutschen Schulsystem benachteiligte Kinder- und Jugendliche nicht optimal gefördert werden. Leistungsbezogene und auch soziale Filter in der Schule haben bei Kindern und Jugendlichen aus benachteiligten Familien vielmehr überproportional zur Folge, dass sie Probleme in der Schule haben und den Schulabschluss nicht schaffen.
Diesbezüglich gibt es auf Bundes- und Länderebene vielfältige Überlegungen und Maßnahmen, diesen herkunftsbedingten Benachteiligungen in der Schule zu begegnen.
In diesem Kontext nutzt die Stadt Bundes- und Landesprogramme, z. B. Kompetenzagentur, Schulverweigerung – Die 2. Chance, ProAktivCenter, Profilierung der Hauptschule und Jugendwerkstättenprogramm, und vernetzt diese Förderprogramme im Aufgabengebiet der Jugendsozialarbeit mit entwickelten Arbeitsansätzen der Schulsozialarbeit und Jugendberufshilfe, um junge Menschen im Schulalter bei persönlichen Problemen zu unterstützen, ihnen beim Erreichen des Schulerfolges und einem erfolgreichen Berufseinstieg zu helfen. Durch die Bündelung dieser Arbeitsansätze ist es u. a gelungen, die Zahl der Schulschwänzer in Osnabrück um rd. ein Viertel zu reduzieren und den Anteil der jungen Menschen ohne Berufsperspektive nach der Schule zu senken.
Darüber hinaus sind Bildungsangebote für Jugendliche wichtig, die ihnen das Nachholen von Schulabschlüssen ermöglichen.
Die nachfolgende Übersicht informiert über die verschiedenen Möglichkeiten in Osnabrück.
Des Weiteren kann der Hauptschulabschluss auch im Rahmen berufsvorbereitender Bildungsmaßnahmen in Finanzierung der Agentur für Arbeit nachgeholt werden (s. vorhergehende Antwort).
Beratungsverlauf:
Auf Nachfrage von Herrn Meimberg legt Frau Stadträtin Rzyski dar, dass ihr derzeit keine Erkenntnisse darüber vorliegen, dass Verschlechterungen im Angebot von berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen geplant seien. Gleichzeitig sei festzustellen, dass die derzeitigen anderen Angebote nicht überlaufen seien und keine Wartelisten bestehen.
Auf Nachfrage von Herrn Dr. Thiele, erläutert sie, dass die Kommune den geringsten Einfluss auf den Lernerfolg eines Schülers habe. Sie verweist auf die Teilnahme der Stadt Osnabrück am Bundesprogramm „Lernen vor Ort“ seit einem Jahr. Es sind die Möglichkeiten gegeben, im Bereich der Bildungsberatung und des Bildungsmanagements zu arbeiten.
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