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30.04.19 –
Sachverhalt:
Nach Auskunft der Präsidentin des Umweltbundesamtes, Frau Maria Krautzberger, sind 418 der 1200 Grundwasserkörper in Deutschland in einem schlechten Zustand. Der Großteil dieser Grundwasserkörper, nämlich 325, hält die Qualitätsnorm für Nitrat nicht ein. Verursacher ist hier besonders die Landwirtschaft.
Das Osnabrück Leitungswasser stammt überwiegend aus den Wasserwerken Düstrup, Thiene und Wittefeld. Das Düstruper Wasser wird wegen seiner großen Härte mit anderen Wässern verschnitten. Die Hauptlieferanten im Nordkreis, Thiene und Wittefeld, liegen in einem Bereich, der stark landwirtschaftlich geprägt ist. Auch wenn die dortigen Brunnen in große Tiefe reichen (ca. 40 m), ist es womöglich nur eine Frage der Zeit, bis Nitrat aus der Düngung und andere Stoffe (Pestizide usw.) in diese Tiefe gelangen, zumal die genaue Lage und Richtung der Grundwasserströme nicht bekannt sein dürfte.
Vor diesem Hintergrund fragen wir die Verwaltung:
1. Wie hoch ist die aktuelle und prognostizierbare Belastung des Osnabrücker Trinkwassers mit Nitrat und anderen schädlichen Stoffen?
2. In welchem Umfang sind die Flächen um die Wasserwerke geschützt, z. B. durch Verpachtung an Landwirtschaftsbetriebe mit Auflagen bzgl. Düngung und Pestiziden?
3. Welche (weiteren) Schutzmaßnahmen sind erforderlich bzw. geplant, um sauberes Trinkwasser für Osnabrück langfristig sicherzustellen?
Der Inhalt der Vorlage unterstützt folgende/s strategische/n Stadtziel/e:
Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen (Ziel 2016 - 2020)
Sachverhalt:
Die Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen beantwortet der Gemeinsame Gesundheitsdienst für Landkreis und Stadt Osnabrück wie folgt:
Vorbemerkungen:
Grundsätzlich muss zwischen dem Grundwasser und dem an Verbraucher abgegeben Trinkwasser unterschieden werden. Die von der Präsidentin des Umweltbundesamtes angesprochenen Belastungen des Grundwassers beziehen sich in erster Linie auf oberflächennahe Grundwasserkörper, die zwar kritische Stoffeinträge in den Untergrund aufzeigen, aber nicht mit den Entnahmehorizonten für die Trinkwassergewinnung gleichzusetzen sind.
Im Wasserwerk Düstrup wird ein Teil des dort geförderten Trinkwassers seit 2005 mittels einer Nanofiltration aufbereitet, wodurch u.a. auch eine Teilenthärtung und Nitratreduzierung erfolgt, bevor es mit dem Wasser der dortigen Tiefbrunnen wieder gemischt wird. Im Rahmen der wasserrechtlichen Bewilligung von Grundwasserentnahmen sind umfangreiche hydrogeologische Untersuchungen vorzunehmen, die u.a. Aufschluss über das Einzugsgebiet, die Grundwasserfließrichtung sowie Verweilzeiten geben, so dass diese Informationen für die Wassergewinnungsanlagen vorliegen.
1. Wie hoch ist die aktuelle und prognostizierbare Belastung des Osnabrücker Trinkwassers mit Nitrat und anderen schädlichen Stoffen?
Antwort des Gemeinsamen Gesundheitsdienstes:
Das Trinkwasser aus allen drei angesprochenen Wassergewinnungsanlagen entspricht vollumfänglich den strengen Anforderungen der Trinkwasserverordnung (TrinkwV).
Die Nitratwerte der Wasserwerke Thiene und Wittefeld weisen mit 8 bzw. 7 mg/l die geringsten Gehalte auf, aber auch das Trinkwasser aus Düstrup liegt mit 23 mg/l etwa um den Faktor 2 unterhalb des Grenzwertes der TrinkwV von 50 mg/l. Das Analysenspektrum deckt auch Spurenstoffe, wie die für Niedersachsen relevanten Pflanzenschutzmittel und deren Metaboliten mit ab.
Die Messergebnisse und deren Entwicklungen werden von der SWO Netz und denFachbehörden kritisch beobachtet, um rechtzeitig Tendenzen erkennen und ggf. Gegenmaßnahmen einleiten zu können.
2. In welchem Umfang sind die Flächen um die Wasserwerke geschützt, z. B. durch Verpachtung an Landwirtschaftsbetriebe mit Auflagen bzgl. Düngung und Pestiziden?
Antwort des Gemeinsamen Gesundheitsdienstes:
Die Stadtwerke Osnabrück hat ca. 300 ha für die Grundwasserneubildung sensible Flächen in den Einzugsgebieten der Wassergewinnungsanlagen gekauft bzw. gepachtet, um diese mit entsprechenden Auflagen zur extensiven Nutzung weiter zu verpachten.
Darüber hinaus besteht seit fast 30 Jahren eine Wasserschutzkooperation der Stadtwerke Osnabrück mit ca. 300 Landwirten in den Wassergewinnungsgebieten Düstrup, Thiene und Wittefeld mit dem gemeinsamen Ziel, die Landwirte für eine wasserschonende Bewirtschaftung zu sensibilisieren. Agraringenieure der Landwirtschaftskammer Niedersachsen beraten die Landwirte im Auftrage der Stadtwerke Osnabrück und vereinbaren mit ihnen freiwillige Maßnahmen zur wasserschonenden Landbewirtschaftung. Eine der sehr erfolgreichen Maßnahmen ist der Zwischenfruchtanbau zur Stickstoffbindung im Boden, um Nitrateinträge ins Grundwasser zu minimieren. Hierfür erhalten die Landwirte von den Stadtwerken Ausgleichzahlungen. Diese Maßnahmen können zum Teil aus den Wasserentnahmegebühren refinanziert werden.
Darüber hinaus ergeben sich aus den festgesetzten Wasserschutzgebiets-verordnungen Handlungsverbote und -beschränkungen, wie es u.a. für den Bereich Düstrup-Hettlich ausgewiesen ist.
3. Welche (weiteren) Schutzmaßnahmen sind erforderlich bzw. geplant, um sauberes Trinkwasser für Osnabrück langfristig sicherzustellen?
Antwort des Gemeinsamen Gesundheitsdienstes:
Durch die unter Punkt 2 genannten Maßnahmen konnte in vielen Bereichen ein weiterer Nitratanstieg zum Stillstand gebracht werden, sodass die gemeinsamen Anstrengungen aus heutiger Sicht erfolgsversprechend sind und fortgeführt werden sollten. Über ein erweitertes Monitoring von Vorfeldmessstellen lassen sich frühzeitig trinkwasserhygienisch unerwünschte Stoffeinträge in das zuströmende Grundwasser erkennen und evtl. notwendige Gegenmaßnahmen zur Reduzierung einleiten. Die deutlich gestiegenen Pachtpreise haben dazu geführt, dass die Handlungsspielräume mit den derzeit aus den Wasserentnahmegebühren zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel deutlich eingeschränkt wurden und weitere finanzielle Belastungen für Ausgleichzahlungen auf die Wasserversorger zukommen. Dennoch sieht die Stadtwerke Osnabrück und der Gesundheitsdienst für Landkreis und Stadt Osnabrück die Trinkwasserqualität für Osnabrück auch längerfristig als gesichert an, können aber Einzelnachweise von neuen trinkwasserhygienisch unerwünschten Spurenstoffen nicht gänzlich ausschließen. Grundsätzlich wird aber derzeit weiterhin der Grundwasser präventive Ansatz vorrangig vor technischen Lösungen gesehen.
gez. Heinrich
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Anfrage | Gesundheit, Verbraucherschutz | Natur und Umwelt | Verwaltung
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