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07.07.21 –
Die GRÜNEN wollen den Radverkehr und ÖPNV deutlich steigern und den Autoverkehr entsprechend reduzieren. Der verkehrspolitische Sprecher der GRÜNEN Ratsfraktion macht dazu jetzt ein Szenario auf: Einmal angenommen, im Jahr 2030 würden nur noch halb so viele Menschen mit dem Auto ins Zentrum Osnabrücks kommen. Im Gegenzug erhöhte sich die Zahl der Radfahrenden entsprechend. „Das wäre nicht nur gut für den Klimaschutz, die Lebensqualität und Aufenthaltsqualität der Innenstadt. Es wäre auch gut für den Umsatz des Einzelhandels“, so Michael Kopatz.
Inzwischen gebe es u.a. aus Deutschland, England und Österreich einige Studien zur Kaufkraft von Radfahrenden. Sie widerlegen alle, dass die Kunden mit dem Auto besonders wichtig sind. „Einzelhändler und viele Politiker:innen haben ein falsches Bild.“ sagt Kopatz. In Graz nahmen die Händler an, 58 Prozent der Kunden kämen mit dem Auto, tatsächlich waren es nur 32 Prozent. In Bristol kam die Studie von dem englischen Institut Sustrans zu ähnlichen Ergebnissen. Händler überschätzen Autofahrende als Kunden. Eine Studie von Raje und Suffrey besagt, dass Fahrradstellplätze je Quadratmeter fünfmal mehr Umsatz bringen als solche für Pkw. In seiner Studie »Mit dem Rad zum Einkaufen« zeige das Deutsche Institut für Urbanistik Radfahrer:innen tätigen prozentual häufiger Einkäufe mit einem Warenwert ab 100€ und kaufen vielfach hochwertigere Produkte als andere Kundengruppen. Selbst wenn sie pro Einkauf weniger ausgeben als Autofahrer, seien sie die lukrativeren Kunden, weil sie häufiger kommen.
„Wenn ich einen Laden im Zentrum der Stadt hätte, würde ich mir von der Kommunalpolitik wünschen, dass sie mehr für die Mobilitätswende tut“, sagt Kopatz.
Der wachsende Onlinehandel ist wohl das größte Problem für die Einzelhändler – trotzdem die Städte autogerecht sind und mindestens 2/3 der Verkehrsfläche in Anspruch nehmen. Nicht die autogerechte Stadt fördert den Umsatz, sondern Strukturen für Menschen, die zu Fuß, mit dem Rad oder Bus unterwegs sind.
„Wenn wir es hinbekommen, dass die Bürgerinnen und Bürger nur noch unvermeidliche Autofahrten unternehmen, wird Osnabrück zum Publikumsmagneten“, prophezeit Kopatz. „Das Potenzial ist riesig. 80 Prozent aller Fahrten liegen unter fünf Kilometern und damit in guter Reichweite für das Rad“.
Sobald man die Fußgängerzone verlässt, wird Osnabrück stressig für Fußgänger:innen und Radelnde. „Die verkehrsreichen und extrem lauten Straßen sind die hässliche Seite Osnabrücks. Wohl kaum jemand denkt an den großen Einfallstraßen oder auf dem Wall: ‚Ach wie schön ist Osnabrück, hier möchte ich gerne leben‘.“ so Kopatz.
Mehr denn je, kommen die Menschen für Erlebnisse in die Stadt und dann kaufen sie gerne auch etwas. Es ist wichtig, dass die gesamte Innenstadt zum Flanieren und Bummeln einlädt. „Unsere Vision ist“, so Kopatz, „dass man am Hauptbahnhof aussteigen und bis zum Altstadtbahnhof bummeln kann.“
„Das ist nicht mein persönliches Urteil“, meint Kopatz, „hierzu gibt es viele Untersuchungen und Praxisberichte.“ Oft werde Kopenhagen als gutes Beispiel genannt. Doch inzwischen gebe es in Europa viele Städte aller Größen, etwa Paris, Groningen oder Pontevedra, die den Autoverkehr zurückgedrängt haben und durch wachsende Umsätze und Einwohnerzahlen davon profitieren.
Der Stadtumbau geht mit Konflikten einher. Vielen Entscheidungsträger:innen in Politik und Verwaltung fehlt die Vorstellungskraft für die Stadt der Zukunft. „Das geht nur durch eine mutige Politik.“, so Kopatz. „Nicht zuletzt die Einzelhändler sollten das einfordern.“
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