Corona Pandemie - häusliche Gewalt und Kindesschutz

Liegen Anzeichen oder sogar aussagekräftige Zahlen vor, die darüber Auskunft geben, dass die häusliche Gewalt durch die Corona Krise ansteigt? Gibt es verstärkte Aufklärungs- und Präventionsarbeit, Öffentlichkeitsarbeit in Form von Presse- und Medienarbeit seitens der Beratungsstellen, Schutzeinrichtungen und der Polizei? Werden diese Bemühungen von der Verwaltung unterstützt und verstärkt?

15.12.20 –

Anfrage im Stadtrat am 15.12.2020

Sachverhalt:

Die Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen wird wie folgt beantwortet:

1. Liegen Anzeichen oder sogar aussagekräftige Zahlen vor, die darüber Auskunft geben, dass die häusliche Gewalt durch die Corona Krise ansteigt?

Aussagekräftige Zahlen zum Ausmaß von häuslicher Gewalt lassen sich nicht eindeutig benennen.

In Bezug auf die Zahlen von Partnerschaftsgewalt sind im Jahresvergleich (Stichtag 01.12.2020) 16 Fälle mehr verzeichnet als im Vorjahr, wobei hier die Fälle von Partnerschaftsgewalt gemeint sind in  Haushalten, in denen  Kinder/Jugendliche leben.

Im Bereich der Kindeswohlgefährdungen, die nach Eingang von entsprechenden Meldungen geprüft wurden, gibt es einen Rückgang von 9 Fällen im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahl der Inobhutnahmen (vorläufige Schutzmaßnahme) ist von 159 im Jahr 2019 auf 121 zurückgegangen. Allerdings hat dieser sinkende Wert mit den sinkenden Aufnahmezahlen von Flüchtlingen in der Landesaufnahmebehörde zu tun.

Alle Zahlen liegen aber in den Schwankungsbreiten der letzten Jahre.

Gleichwohl erleben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der täglichen Arbeit, dass sich die  Belastungen von Familien aufgrund der Auswirkungen der Pandemie erhöhen, was die Anspannung und Bedürftigkeit in Familien steigen lässt. Insofern wird dem Herstellen und Halten von Kontakten zu den Kindern/Jugendlichen und den Familien eine hohe Priorität gegeben.

 

2. Gibt es verstärkte Aufklärungs- und Präventionsarbeit, Öffentlichkeitsarbeit in Form von Presse- und Medienarbeit seitens der Beratungsstellen, Schutzeinrichtungen und der Polizei? Werden diese Bemühungen von der Verwaltung unterstützt und verstärkt?

Im Osnabrücker Netzwerk gegen Gewalt findet regelmäßiger Austausch mit Beratungsstellen, den Trägern der Kinder- und Jugendhilfe, dem Präventionsteam der Polizei statt. An diesen Netzwerk beteiligt sich auch der Fachdienst Familie/Sozialer Dienst. Das Netzwerk greift das Thema Häusliche Gewalt auch regelmäßig in der Öffentlichkeit auf. In diesem Jahr lautete das Motto „Nein zur häuslichen Gewalt! Klare Sicht! SCHAU HIN“. Die Pandemie zwang dazu, die Öffentlichkeitsarbeit zu verändern. So wurden über die Apotheken in Stadt und Landkreis Osnabrück am 25.11. Mikrofasertücher (Klare Sicht! Schau hin) und Postkarten in Umlauf gebracht. Unter https://www.osnabrueck-gegen-gewalt.de stellt sich das Netzwerk in diesem Jahr  vor. Hier findet man u.a. auch einen Button für weitere Hilfen. Neben den Hilfen für Frauen und Männer sind hier  alle Hilfen für Kinder und Jugendliche aufgeführt.

Darüber hinaus  wurden in diesem Jahr die Zugangswege zu den Familien den Einschränkungen der Pandemie bestmöglich angepasst. Die Kontaktdaten zu den Beratungsmöglichkeiten und Krisendiensten wurden überprüft und  ggf. überarbeitet. Neue Flyer (speziell auch zum Thema Häusliche Gewalt/ Partnerschaftsgewalt) mit aktuellen Zugangsdaten wurden erstellt und an Multiplikatoren versandt und auch digital verortet. Beispiel:

https://www.osnabrueck.de/familien/hilfen-fuer-familien/krisenhilfen/?L=0

Weitere Informationen hierzu und die Anlage zur Entwicklung der Fallzahlen gibt es hier.

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