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11.09.16 –
Kunst und Kultur machen das Leben schöner. Sie steigern die Attraktivität und die Lebensqualität Osnabrücks, ermöglichen Identifikation mit der Stadt und stärken den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Sie geben Denk- und Debattenanstöße. Sie helfen dabei Unternehmen, Fachkräfte und Studierende an unsere Stadt zu binden, fördern die Außenwirkung und den Tourismus. Aber in erster Linie sind Kunst und Kultur frei und nicht funktionsgebunden.
Es gibt für uns viele gute Gründe, auch in Zeiten knapper Mittel Geld für Kulturförderung auszugeben. Damit Osnabrück auch in zehn Jahren noch eine lebendige und attraktive Stadt ist, die wirtschaftlich auf gesunden und nachhaltigen Beinen steht und die eine starke und solidarische Stadtgesellschaft hat, brauchen wir eine lebendige Kulturszene.
Kunst und Kultur sind außerdem eine ausgesprochen beschäftigungswirksame Branche. In Osnabrück entstehen Kunst und Kultur und kommen nicht nur vorbei. Wir wollen, dass das so bleibt. Eine lebendige und vielfältige Kulturszene ist deshalb ein Schlüssel für die positive Entwicklung der Stadt.
Vielfalt stärken – Innovation ermöglichen
Wir GRÜNE setzen auf die Stärke der kulturellen Vielfalt in Osnabrück. Nur so ist kulturelle Teilhabe für alle möglich. Eine Reduzierung dieser Vielfalt lehnen wir ab. Neben den starken kommunalen Kultureinrichtungen – wie dem Theater, der Musik & Kunstschule, der Stadtbibliothek, der Kunsthalle Osnabrück und den Museen – tragen die zahlreichen freien Kulturträger ganz maßgeblich zum herausragenden Kulturangebot unserer Stadt bei. Das reicht von Institutionen wie der Lagerhalle, über Festivals wie European Media Art Festival (EMAF), bis zu freien Theatern, zahllosen Projekten, Initiativen und Vereinen. Aufgabe der Stadt ist es, ihre finanzielle Grundlage zu sichern und ihnen Planungssicherheit zu geben. In der aktuellen Ratsperiode haben wir dafür gesorgt, dass die tariflichen Standards und das inhaltliche Angebot der freien kulturellen Einrichtungen erhalten bleiben konnten. GRÜNE Kulturpolitik steht dafür, dass das so bleibt. Wir sehen die Aufgabe von Politik und Verwaltung darin, Kultur und kulturelle Projekte zu ermöglichen und nicht zu behindern. Wir stehen dabei für einen partnerschaftlichen Umgang auf Augenhöhe. Wer auf einem sicheren Fundament steht, kann auch etwas ausprobieren. Wir brauchen diesen „kreativen Nährboden“, aus dem auch in Zukunft kulturelle Innovationen erwachsen können. Kulturschaffende sollen die Chance haben, gesellschaftliche Trends und Entwicklungen demografaufzugreifen und neue Formate auszuprobieren. Der Fachbereich Kultur soll dabei strategische Entwicklungen anstoßen und begleiten.
Offenheit und Partizipation fördern das gesellschaftliche Klima
In Zeiten einer bunter werdenden Gesellschaft wollen wir GRÜNE möglichst viele Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen, Milieus und Generationen, Urosnabrücker*innen und Zugezogene für kulturelle Angebote begeistern. Dabei sind uns gut zugängliche Angebote wie die Kulturnacht, Straßenkultur oder das Sommerkulturprogramm besonders wichtig. Wir wollen die städtischen Kulturinstitutionen auf ihrem Weg der Öffnung für die kulturellen Interessen neuer Generationen und vielfältiger Lebensweisen und Kulturen unterstützen. Dazu tragen auch Kooperationen mit der freien Kulturszene, Vereinen und anderen Akteur*innen der Stadtgesellschaft bei.
Mit der Einführung des KUKUK (Kunst-und-Kultur-Unterstützungskarte) hat Osnabrück ein Instrument, das die Teilhabechancen auf Kultur deutlich erhöht. Außerdem haben wir kostenfreien Eintritt für Kinder- und Jugendliche in den städtischen Museen erreicht. Wir wollen, dass Osnabrücker*innen den Raum und die Möglichkeit haben, selbst Kunst und Kultur zu machen. Dazu leisten neben der Musik & Kunstschule Schreibwerkstätten, Musikgruppen, Bürger*innenvereine oder Chöre einen wichtigen Beitrag. Für uns GRÜNE ist dabei entscheidend, dass Kultur und Kulturpolitik offen bleibt für Veränderungen, für neue Akteur*innen und neue Kunstformen.
Dialog der Kulturen
Indem Kunst und Kultur Begegnungen mit Unerwartetem und Unbekanntem schaffen, brechen sie alte Denkmuster auf und fördern die Lust, Neues zu entdecken. Sie können dabei helfen, Vorurteile abzubauen oder Differenzen auszuhalten und mit ihnen umzugehen. Die Erfahrungen und Perspektiven aller in Osnabrück lebenden Menschen kulturell zu verarbeiten, gehört zu unserem Kulturverständnis: Kultur bedeutet Auseinandersetzung mit der Welt und mit der Lebensrealität. Die zunehmende Diversität der Stadtgesellschaft durch Zuwanderung ist auch eine Chance für die kulturelle Vielfalt und den Dialog der Kulturen.
Kinder und Jugendkultur
Kulturelle Bildung ermöglicht Kindern und Jugendlichen, zu mündigen Bürger*innen zu werden. Dazu leisten die Osnabrücker Kultureinrichtungen einen großartigen Beitrag. Daher werden wir die Zukunft der breit gefächerten Angebote von Musik & Kunstschule, Stadtbibliothek, Kinder- und Jugendtheater OSKAR, der Theaterpädagogik, Museumspädagogik oder den Angeboten in freier Trägerschaft – wie den Jugendkulturtagen oder dem Festival KUCK MAL – nachhaltig sicherstellen. Kooperationen von freier Kulturszene, Jugendarbeit, Hochschulen und städtischen Institutionen begrüßen wir ausdrücklich. Kinder- und Jugendtheater ist für uns ein dauerhaft notwendiger Bestandteil des Angebots des Theaters.
Kreative Stadtentwicklung – Mehr Raum für Kultur
Der öffentliche Raum wird mehr und mehr zum Ort, wo Leben und Kultur stattfindet. Dadurch steigt die Aufenthaltsqualität. . Uns GRÜNEN ist es wichtig, dass der Stadtraum allen Menschen zur Verfügung steht – auch ohne an Konsum gebunden zu sein. Ein Beispiel für die Verbindung von kultureller und kommerzieller Nutzung ist der Osnabrücker Samstag. Bei der künftigen Gestaltung öffentlicher Räume soll noch stärker berücksichtigt werden, wie Potenziale für die Nutzung und Aneignung als kultureller Ort eröffnet werden können. Mithilfe einer App für Werke und Standorte im Stadtgebiet wollen wir über Kunstwerke, historische Gebäude und historische Orte informieren und diese sichtbarer machen.
Osnabrück hat nicht zuletzt durch die Hochschulen eine sehr große Zahl junger, hervorragend ausgebildeter Musiker*innen und anderer Nachwuchskünstler*innen. Wir setzen uns dafür ein, dass Arbeitsmöglichkeiten wie bezahlbare Proberäume, Ateliers, Aufführungs- und Ausstellungsorte für Künstler*innen auch in der Innenstadt zur Verfügung stehen. Wir wollen außerdem in der nächsten Ratsperiode Kreativquartiere entwickeln. Wir wollen so u.a. dem Kulturverein Petersburg eine Perspektive bieten. Wir treten deshalb dafür ein, dass attraktive Flächen nicht allein nach vordergründig wirtschaftlichen Gesichtspunkten vergeben werden. Wir wollen einen Masterplan Kultur- und Kreativwirtschaft, der die Raumsituation bewertet und konkrete Schritte zur Verbesserung des Raumangebots für Kreative und Kulturschaffende aufzeigt.
Neue Orte erobern – Leerstände mit Leben füllen
Neben festen Räumlichkeiten für Kunst wollen wir Immobilieneigentümer*innen und Künstler*innen ermutigen, Leerstände durch kulturelle Zwischennutzungen mit Leben zu füllen. Wir brauchen dafür mehr Offenheit in Osnabrück. Damit leer stehende Räume kulturell zwischen-, um- oder nachgenutzt werden können, wollen wir dass die Stadt die Vermittlung übernimmt und Kreative und Grundstücks- bzw. Hausbesitzer zusammen bringt. Das ist auch ein Instrument der strategischen Stadtentwicklung und wertet Flächen und Gebiete auf.
Projektförderung stärken
Wie wollen mehr Mittel für kulturelle Projektförderung bereitstellen und die Flexibilität bei der Mittelvergabe durch die Kulturverwaltung erhöhen. Kultur lebt auch von kurzfristigen Ideen und Aktionen. Diese wollen wir möglich machen. Neben den regulären Projektmitteln wollen wir einen Etat für innovative Projekte bereitstellen. Hieraus sollen insbesondere junge Akteure Mittel beantragen können, um Dinge zu erproben. Ein solches Fördersystem muss flexibel, transparent und auch mutig sein. Zusätzlich zur finanziellen Unterstützung soll die Kulturverwaltung mit Projektberatung gerade Anfänger*innen ermutigend zur Seite stehen.
Stadtgeschichte sichtbar machen
Das Kulturgeschichtliche Museum soll zukünftig stärker als dialogischer Ort wahrgenommen werden, der Debatten aufgreift oder anstößt. Wir wollen, dass Osnabrücks Geschichte hier aus verschiedenen Perspektiven immer wieder neu erzählt, diskutiert und ausgestellt wird. Außerdem soll die Stadtgeschichte auch im Stadtbild und im Internet stärker präsent sein. Ergänzend zu den virtuellen Angeboten Stolpersteine, Orte des Sterbens im ersten Weltkrieges und Orte des Nationalsozialismus, wollen wir Orte des Westfälischen Friedens digital sichtbar machen. Im Felix-Nussbaum-Haus können - neben den Werken Nussbaums - die einzigartige Architektursprache Libeskinds ergänzt durch Architekturausstellungen, Anknüpfungspunkte zu Vordemberge-Gildewart und die hochaktuellen Themen Kunst im Exil und in totalitären Systemen Entwicklungsschwerpunkte für die Zukunft sein. Wir möchten eine erlebbare Verknüpfung zwischen dem Museumsareal, der Kunsthalle und weiteren Kulturorten im Heger-Tor-Viertel schaffen.
Kultur nachhaltig finanzieren
Die Kultur ist nicht verantwortlich für die Haushaltssituation der Stadt. Sie hat in den letzten Jahren ihren Anteil zur Konsolidierung beigetragen, sodass viele Angebote mit einer stark reduzierten Ausstattung arbeiten müssen. Auch in Zeiten knapper öffentlicher Kassen wollen wir eine vielfältige kulturelle Infrastruktur und ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Angeboten der institutionalisierten Kulturträger*innen und der freien Szene erhalten. Wir wollen den Anteil des Kulturetats am städtischen Gesamthaushalt mindestens beibehalten. Durch eine solide und verlässliche Förderpraxis ist es uns gelungen, die wertvolle Arbeit der Kulturinstitutionen und -initiativen für Osnabrück zu sichern. Wir wollen, dass Dreijahresverträge mit den freien Kulturträgern mit automatischer Verlängerung sowie die Anpassung der Zuschüsse an die Tarifverträge Standard werden.
Wir werden uns dafür einsetzen, den Investitionsstau bei den Kultureinrichtungen anzugehen. Wir GRÜNE sind der Meinung, dass der Landkreis in der Verantwortung steht, sich mehr als bislang an der Finanzierung von Kulturangeboten zu beteiligen – gerade an solchen, die auch zu einem erheblichen Teil von Bewohner*innen des Landkreises genutzt werden. Wir fordern weiter, dass sich das Land stärker an der Finanzierung der Städtischen Bühnen und der Osnabrücker Museen beteiligt. Die seit Jahrzehnten bestehende Ungleichbehandlung mit den Staatstheatern und Landesmuseen in Hannover, Oldenburg und Braunschweig muss beendet oder zumindest schrittweise abgemildert werden. Wir wollen, dass die Stadt ein Konzept zum Kultursponsoring entwickelt, das die kommunale Kulturförderung ergänzt. Es geht darum, das Engagement privater oder wirtschaftlicher Akteure im Rahmen der kulturpolitischen Ziele der Stadt zu ermöglichen. Eine Übertragung von Kulturangeboten an die Wirtschaft lehnen wir ab, wenn diese gesellschaftlich relevante oder experimentelle Kulturangebote einschränken oder diese nicht nachhaltig sichern.
Mehr als eine Marke – „Friedensstadt“ leben
„Friedensstadt“ ist und bleibt das Markenzeichen Osnabrücks. Für uns GRÜNE ist es aber mehr als eine Marke. Es ist eine Verpflichtung. Diese Bedeutung steigt angesichts der aktuellen weltweiten Konflikte. Wir GRÜNE treten dafür ein, dass die Folgen von Klima- und Ernährungskrise, Globalisierung und Finanzkrise, stärker ins Zentrum einer kommunalen friedenspolitischen Debatte gerückt werden. Diese Themen haben in der aktuellen Debatte um die Beseitigung von Fluchtursachen erstaunlich wenig Konjunktur. Internationale Gerechtigkeit und Solidarität sind zugleich moralische Verantwortung und in unserem Interesse. Wir wollen, dass Osnabrück sich weiter in konkreten Projekten der kommunalen Entwicklungszusammenarbeit engagiert und bürgerschaftliches Engagement in diesen Bereichen unterstützt. Wir wollen Foren zu schaffen, in denen aktuelle Konflikte in der Welt und in unserer Gesellschaft diskutiert werden. Dazu können Kulturinstitutionen und freie Kulturszene einen wesentlichen Beitrag leisten. Für uns ist kulturelle Verständigung ein Schlüssel für den Zusammenhalt in Europa. Auch weltweit kann Kultur über den Dialog der Kulturen Zugänge und Kontakte eröffnen, um Konflikte zu überwinden und Krisen zu verhindern. Das Morgenland Festival Osnabrück ist dafür ein beispielgebendes Projekt.
Botschaft: Frieden!
Die wertvollen Aktivitäten mit Partner- und Freundschaftsstädte Osnabrücks, unterstützt durch den bundesweit einmaligen Austausch von Städtebotschafter*innen, haben zu einem Netz von Freundschaften vieler Osnabrücker*innen mit anderen Städten und deren Bürger*innen geführt. Die zentrale Botschaft des Westfälischen Frieden von 1648 lautet: Frieden ist möglich und Verhandlungen immer die bessere Alternative zu Krieg. Diese Botschaft sollte die Osnabrücker Friedenskulturpolitik noch deutlicher vermitteln. Dafür wollen wir die Potenziale der zahlreichen und wichtigen Forschungs- und Kultureinrichtungen und Veranstaltungen verstärkt nutzen. Das Rathaus mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel soll als öffentlicher, lebendiger Ort des Westfälischen Friedens für junge und weniger junge, für alteingesessene und neue Osnabrücker*innen und für Tourist*innen, gemeinsam mit den Museen diese Botschaft noch deutlicher vermitteln.
In Zeiten, in denen bundesweit rassistische und menschenfeindliche Parolen, Gedanken und Taten zunehmen, ist es für die Friedensstadt moralische Verpflichtung diesen energisch entgegenzutreten. Die demokratische Mehrheit darf dazu nicht schweigen. Stolpersteine, die Auseinandersetzung mit dem Leben von Nussbaum, Remarque oder Calmeyer, die Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht oder die Gedenkveranstaltungen zur Reichspogromnacht und zum 27. Januar sowie die Wochen gegen Rassismus sind wichtig, um aktuelle und vergangene gesellschaftliche Entwicklungen zu verstehen. Das Büro für Friedenskultur hat eine wichtige Service- und Schnittstellenfunktion zur Koordinierung und Förderung bürgerschaftlichen Engagements im Kontext der kommunalen Friedensarbeit.
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