BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Ratsfraktion Osnabrück

Sichtbarmachung jüdischen Lebens in Osnabrück

Sichtbarmachung jüdischen Lebens in Osnabrück / Anfrage der Gruppe Grüne/SPD/Volt in der Ratssitzung am 11.02.2025 und im Kulturausschuss am 27.03.2025

03.02.25 –

Sachverhalt:

80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz, vor dem Hintergrund der historischen Verantwortung sowie zunehmend offenem Antisemitismus ist es wichtig, jüdisches Leben – sowohl historisch als auch gegenwärtig – in Osnabrück sichtbarer zu machen.

Osnabrück trägt als Stadt Friedensstadt mit seiner Geschichte und seiner lebendigen Kulturlandschaft eine besondere Verantwortung, das jüdische Leben aktiv zu fördern und in das kulturelle und gesellschaftliche Bewusstsein der Stadtbevölkerung einzubetten.

Jüdinnen und Juden gehörten und gehören zu Osnabrück – und zur Osnabrücker Stadtgeschichte. Das jüdische Leben in Osnabrück war vielfältig und spielte sich unter anderem in der 1938 zerstörten ehemaligen Synagoge ab.

Schon bevor die Nationalsozialisten jüdisches Leben in Osnabrück weitestgehend ausgelöscht haben, waren jüdische Bürger:innen Vorurteilen, Antisemitismus und Ausgrenzung ausgesetzt.

Vor diesem Hintergrund fragen wir die Verwaltung:

  1. Welche Orte, Projekte und Institutionen in Osnabrück machen jüdisches Leben (historisch und/oder gegenwärtig) bereits sichtbar?
  2. Welche konkreten (auch räumlichen) Maßnahmen sieht die Kulturverwaltung, um die Sichtbarkeit jüdischen Lebens in Osnabrück weiter zu stärken und auszubauen und den interreligiösen Dialog zu stärken?
  3. Welche potenziellen Kooperationspartner:innen neben der jüdischen Gemeinde sieht die Verwaltung für diese Maßnahmen?


In ihrer Mitteilungsvorlage vom 11.02.2025 antwortete die Verwaltung wie folgt:

Zu 1.:

Zu den Orten zählen:

  • das Mahnmal Alte Synagoge und die 2010 erweiterte Synagoge „In der Barlage“
  • das Museumsquartier mit dem Felix-Nussbaum-Haus und der Villa_Forum für Erinnerungskultur und Zeitgeschichte
  • die Baracke 35 im Landwehrviertel
  • der historische jüdische Friedhof auf dem Johannis-Friedhof, die jüdischen Gräberfelder auf dem Heger Friedhof

Zu den Projekten gehören unter anderem:

  • die Begehung der Gedenktage 9. November und 27. Januar in Kooperation mit Schulen aus Stadt und Landkreis (koordiniert durch das Büro für Friedenskultur und den Landschaftsverband Osnabrücker Land)
  • das stadtweite Projekt Stolpersteine in Erinnerung an die (jüdischen) Opfer des NS-Regimes
  • die durch die Stadt geförderten Jüdischen Kulturtage Osnabrück 2025
  • (Veranstalter: Jüdische Gemeinde und Gesellschaft für christl.-jüdische Zusammenarbeit Osnabrück), an denen u.a. das Museumsquartier, das Literaturbüro West-Niedersachsen und das Cinema-Arthouse als Kooperationspartner beteiligt und auch Angebote für Schulen geplant sind
  • die Hannah-Arendt-Tage im Oktober 2025 in Osnabrück, bei denen das Museumsquartier Kooperationspartner des Veranstalters, der Landeshauptstadt Hannover, ist
  • die durch die Gesellschaft für christl.-jüdische Zusammenarbeit und Reinhard Richter organisierten Solidaritätswachen vor der Synagoge an jüdischen Feiertagen

Die in diesem Handlungsfeld unter anderem tätigen Institutionen im Rahmen von z.B. Ausstellungen, Projekten, Bildungsangeboten, Vorträgen, Informationen über Online-Medien sind:

  • das Museumsquartier, insbesondere mit dem Felix-Nussbaum-Haus und der Villa_Forum für Erinnerungskultur und Zeitgeschichte
  • das städtische Büro für Friedenskultur
  • der Landschaftsverband Osnabrücker Land
  • der unter anderem städtisch geförderte Verein „Judentum begreifen“ mit niedrigschwelligen Bildungsangeboten für Schulen
  • das Erich Maria Remarque-Friedenszentrum mit verschiedenen Ausstellungstätigkeiten
  • die Gedenkstätten Gestapokeller/Augustaschacht, auch in ihrer Kooperation mit dem Verein Drei Stufen, der über die Erinnerungsarbeit zu einer zerstörten Synagoge in Viski/Lettland einen deutsch-lettisch-jüdischen Dialog und Austausch unter Beteiligung von Stadt und Landkreis initiiert hat
  • die Gesellschaft für Christl. – Jüdische Zusammenarbeit Osnabrück
  • die Volkshochschule
  • die bürgerschaftlichen Initiativen: Felix-Nussbaum-Gesellschaft, Erich Maria Remarque-Gesellschaft, die Hans-Calmeyer-Initiative, der Verein Antikriegsbaracke Atter-Osnabrück
  • zudem engagierte Einzelpersonen

Zu 2.:

Förderung der Jüdischen Kulturtage

Eine konkrete Maßnahme in 2025 ist die Förderung und – nach der Evaluation der Kulturtage 2025 – ggf. weitere Unterstützung eines biennalen Folgeformats. Mögliche städt. Kooperationspartner der Jüdischen Kulturtage sind: Büro für Friedenskultur, Museumsquartier, Kunsthalle, Musik- und Kunstschule, Stadtbibliothek mit Literaturbüro.

Erweiterung Mahnmal Alte Synagoge

Gegenwärtig gibt es auf Initiative Reinhard Richters, der Jüdische Gemeinde und der Gesellschaft für christl.-jüd. Zusammenarbeit Osnabrück erste Überlegungen, die Sichtbarkeit des Mahnmals Alte Synagoge durch eine erweiterte Anlage zu erhöhen. In Kooperation mit den Initiatoren, dem Staatlichen Baumanagement Region Nord-West, der Polizeidirektion Osnabrück, der städtischen Kultur- und Bauverwaltung sowie dem Osnabrücker Service-Betrieb werden derzeit erste Planungen im Hinblick auf Realisierbarkeit, Finanzierbarkeit, Förderungsmöglichkeiten und langfristige Unterhaltung geprüft.

Im Bereich des interreligiösen Dialogs

  • unterstützt das Büro für Friedenskultur fortgesetzt die Aktivitäten des Runden Tisches der Religionen und koordiniert die Aktivitäten des Arbeitskreises Frauen & Glaube.
  • Zudem wird der seit dem 7. Oktober 2023 auf Einladung der Oberbürgermeisterin initiierte Dialog mit den Moscheevereinen, der nun um die jüdische Gemeinde und Vertreter der christlichen Kirchen erweitert wird, fortgeführt. Diskutiert wird u.a. aus dem Kreis der Religionsgemeinschaften interreligiös besetzte Teams zu bilden, die Veranstaltungen (z.B. Workshops, Vorträge) in Schulen anbieten.
  • Auch finden in Kooperation mit Münster jährlich wechselnd Treffen der Religionsgemeinschaften aus Osnabrück und Münster statt.
  • Erstmalig in 2025 und dann jährlich werden Stadt und Landkreis Osnabrück zu einem Iftar-Essen einladen unter Beteiligung aller Religionsgemeinschaften, politischer Vertreter sowie relevanter Verwaltungsstellen.
  • Insbesondere im Bereich der kirchlichen Erwachsenenbildung werden ebenfalls zahlreiche Bildungs- und Dialogangebote vorgehalten, die ggf. bekannter gemacht werden müssten.

Zu 3.:

Für die biennale Verstetigung jüdischer Kulturtage in Osnabrück kommt das breite Spektrum von Kultur- und Bildungseinrichtungen sowie einzelnen Kulturschaffenden in Frage, z.B. aus den Bereichen: Theater, Musik, bildende Kunst, Film, Erinnerungskultur, interreligiöser Dialog, Literatur, Erwachsenenbildung, etc.

Hinsichtlich der Erweiterung des Mahnmals Alte Synagoge sind die wesentlichen Partner oben genannt. Im Falle einer Realisierung könnte die Jüdische Gemeinde versuchen Partner aus der Wirtschaft als Sponsoren zu gewinnen.

An der Förderung des Interreligiöser Dialogs sind alle Religionsgemeinschaften und auch die der Humanistischer Verband Deutschland/Regionalverband Nord-West beteiligt. Wichtige Partner sind auch die Bildungseinrichtungen: die Schulen, die Erwachsenenbildung und auch die theologischen Institute der Universität Osnabrück. Zudem die Dialogbeauftragte der Polizeidirektion Osnabrück oder auch der Verein MUJOS, Muslimische Jugend-Community Osnabrück.

Kategorie

Anfrage | Bildung | Demokratie und Beteiligung | Kultur, Frieden

GRÜNE Ratspost

Newsletter abonnieren:

Anmeldung Newsletter

Anmeldung Newsletter

GRUENE.DE News

<![CDATA[Neues]]>